Tortentag - Gemeinde Koberg

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Tortentag

Presse 2017

Alle freuen sich auf Freitag – dann ist Tortentag
Koberg hat seit 2008 wieder ein echtes Gemeindezentrum, untergebracht in einem Kleinbauerngehöft.
Freitags ist Tortentag im MarktTreff Koberg. Bettina Tönnies betreibt den kleinen Laden und backt sehr gern - zur Freude ihrer Kunden.
© Fotos: Norbert Dreessen
Koberg. Der Tag zwischen Donnerstag und Sonnabend wird in Deutschland gemeinhin als Freitag bezeichnet. In der kleinen Gemeinde Koberg aber spricht man auch gern vom „Tortentag“, und der Grund dafür liegt im MarktTreff des Ortes begründet. Hier, in dieser bunten Mischung aus Gemeindezentrum, Café, Dorfladen und Theatersaal, gibt es nämlich immer freitags höchst leckere Torten. Der MarktTreff ist im wahrsten Sinne des Wortes der Mittelpunkt des Dorfes. Er befindet sich in einem alten Bauernhaus, dessen genaues Baujahr nicht bekannt ist. Wahrscheinlich wurde es um 1770 als typisches Kleinbauerngehöft errichtet. Zuletzt lebten hier zwei ältere Damen, die das doch schon reichlich morsche Gebäude im Jahr 2006 der Gemeinde zum Kauf anboten.

Koberg fehlte damals ein Haus für Jedermann, in dem man sich treffen und in dem man feiern und auch einkaufen konnte. Schon 1996 hatte der letzte Dorfladen geschlossen, die einst drei Gasthöfe im Ort hatten ebenfalls nach und nach aufgegeben.

„Viele kulturinteressierte und ehrenamtlich engagierte Bürger sehnten sich nach einem Gemeinschaftshaus sowie nach einer Möglichkeit, um den Einkauf des täglichen Bedarfs im Dorf erledigen zu können“, erinnert sich Bürgermeister Jörg Smolla. Doch wie konnte eine kleine Gemeinde ein stark reparaturbedürftiges Haus sanieren, es zum lebendigen Gemeindezentrum machen und nachhaltig betreiben? Smolla: „Der Gemeindevertretung war klar, dass eine hohe Bürgerbeteiligung vonnöten war, um Akzeptanz zu erreichen. Der laufende Betrieb des Dorfzentrums sollte möglichst ehrenamtlich sichergestellt werden.“

Das gelang, und zwar durch Gründung des Vereins „MarktTreff Koberg“. Zunächst waren es nur einige Interessenten, doch bald wuchs die Mitgliederzahl auf mehr als 100. Und die sorgten dafür, dass Koberg wieder einen Treffpunkt bekam, der diesen Namen verdient. Nach gründlichen Sanierungs-, Umbau- und Erweiterungs-Arbeiten wurde das alte Zweiständerhaus im Jahr 2008 der Öffentlichkeit übergeben und ist seitdem gar nicht mehr weg zu denken. „Die Lebensqualität in unserer Gemeinde ist durch die wieder vorhandene Nahversorgung und durch das breite Kultur- und Mitmachangebot des Vereins stark gestiegen“, freut sich Bürgermeister Smolla.
Oben: Historisches zur Dekoration - der jetzige MarktTreff war mal ein Bauernhof.
Rechts: Johannes Kuhnhardt vom MarktTreff-Verein zeigt eines der erhalten gebliebenen Fenster im Inneren des Gebäudes.
Da gibt es zum Beispiel einen im Dorf, der Theater macht: Johannes Kuhnhardt leitet die Theatergruppe „Dicht daneben“ und die Kindertheatergruppe „Volltreffer“. Beide Gruppen nutzen natürlich den Theatersaal des MarktTreffs, im dem immerhin 100 Zuschauer Platz finden. „Das ist für uns der ideale Rahmen“, sagt Kuhnhardt, der sich als Ur-Koberger bezeichnet und mit viel Elan im Markt-Treff-Verein mitarbeitet, derzeit als stellvertretender Vorsitzender. Er kannte das Bauernhaus noch im ehemaligen Zustand und habe sich nicht vorstellen können, wie schön es nach dem Umbau werden würde, räumt Kuhnhardt ein. Dabei habe man viel Altes erhalten, beispielsweise einige Lehmbau-Wände und ein paar bäuerliche Geräte und Einrichtungsstücke.

Heute ist im MarktTreff eigentlich jeden Tag etwas los. Hier gibt es Yoga-, Tanz- und Gymnastikkurse, hier treffen sich Jugendliche in ihrem eigenen Raum, hier lädt der Verein regelmäßig zum preiswerten Mittagstisch ein, hier können Bürger aus der Gemeinde zu Geburtstagsfeiern oder anderen privaten Veranstaltungen zusammen kommen, hier wird Kultur ganz unterschiedlicher Gattungen geboten - und hier kann man einkaufen. Das ist in Dörfern ja nun keineswegs mehr selbstverständlich, doch der Laden im MarktTreff, betrieben von Bettina Tönnies und ihrer Tochter Jennifer, bietet ein für einen kleinen Ort durchaus beachtliches Angebot für den täglichen Bedarf. Und dazu gehören die bereits erwähnten Torten. Bettina Tönnies legt dabei großen Wert auf Rückmeldungen ihrer Kunden: „Wenn man mir sagt, dass eine Torte besonders lecker ist, backe ich die bald wieder.“

MarktTreffs: Zur Hälfte bezuschusst
Der MarktTreff Koberg war die 25. Einrichtung dieser Art in Schleswig-Holstein. Hier wurde auch das Konzept entwickelt, und zwar vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Es wird gefördert durch den EU-Landwirtschaftsfonds, die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz des Bundes und durch das Land Schleswig-Holstein.

Damit gibt es bei der Schaffung eines MarktTreffs insgesamt 50 Prozent Zuschüsse, die Gemeinde muss nur die Hälfte der Kosten tragen. Die meisten MarktTreffs gibt es im Norden des Landes. Im Keis Herzogtum Lauenburg wurden bisher drei eingerichtet: in Koberg, Linau (besteht nicht mehr) und Gülzow.

21. Januar 2017, Lübecker Nachrichten, von Norbert Dreessen

Foto unten:
Der Theatersaal im ehemaligen Bauernhaus ist der Rahmen für kulturelle Veranstaltungen unterschiedlicher Art. 100 Zuschauer finden hier Platz.
Markt-Treff: Drehscheibe für das Dorfleben
Schleswig-Holstein will bis 2020 insgesamt 50 solcher Treffpunkte schaffen – 12,6 Millionen Fördermittel sind bereits geflossen.
Klel. Um die Nahversorgung in ländlichen Gemeinden zu sichern, hat Schleswig-Holstein den MarktTreff erfunden. 36 von ihnen gibt es bereits, auch in Kasseedorf, Klein Rönnau, Hasenkrug und Koberg. Der erste ist 1999 in Steinfeld (Kreis Schleswig-Flensburg) eröffnet worden. Seitdem sind insgesamt 12,6 Millionen Euro an Fördermitteln geflossen. Ziel ist es, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu verbessern.

Weil in vielen Dörfern Einkaufsläden, Bäcker und auch Gasthöfe längst verschwunden oder in ihrer Existenz bedroht sind, hat die Landesregierung schon vor fast 20 Jahren das Projekt Markt-Treff initiiert. Das sind kleine Lebensmittel-Läden, die zugleich Pakete annehmen, einen Geldautomaten vorhalten, einen Service-Punkt der kommunalen Verwaltung anbieten und zugleich Platz für Feiern, Veranstaltungen und als Treffpunkt zum Klönen und Kaffee trinken bieten. Damit übernimmt der MarktTreff eine wichtige soziale Funktion im Dorf. Er soll Drehscheibe für das Gemeindeleben werden. Dabei werden möglichst viele Produkte, Services und Angebote unter einem Dach zusammen gefasst. Dadurch soll sich der MarktTreff wirtschaftlich langfristig tragen können.

Diese Idee der Multifunktionalität und die Förderung der baulichen Anfangsinvestition sei bereits von anderen Bundesländern übernommen worden, berichtet Nicola Kabel, Sprecherin des Umweltministeriums in Kiel. Schleswig-Holstein wiederum profitiere von den Erfahrungen mit genossenschaftlichen Ansätzen in anderen Bundesländern - der stärkeren finanziellen Einbindung der Bürger. Das landesweite MarktTreff-Netzwerk gilt bundesweit als einzigartig. „Es ist aus unserer Sicht ein Grund für die besondere Krisenfestigkeit der MarktTreffs“ , so Kabel. Weitere 14 solcher Treffpunkte im Norden sind bereits im Aufbau.

22. Januar 2017, Lübecker Nachrichten, jup
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