Moorvernässung - Gemeinde Koberg

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Moorvernässung

Presse 2014

Koberger Moor soll zum Kohlendioxid-Speicher werden
Mehr als 100 Hektar des Hochmoors werden dafür wiedervernässt. 100.000 Euro hat der Bau der Dämme gekostet. Nun müssen die Torfmoose wachsen und absterben.
Bild oben: In den verschlossenen Gräben des Koberger Moores staut sich das Wasser. So soll die Mineralisierung des Torfes gestoppt werden und sich neuer Torf bilden können.

Bild unten: Beate Lezius von der Integrierten Naturschutzstation in Mölln zeigt Norbert Brackmann (r) Torfmoospflanzen, die abgestorben das Moor als Torf pro Jahr um einen Millimeter wachsen lassen.

Bild ganz unten: „Solche Torfstücke stachen die Menschen einst im Moor.“ Thomas Neumann, WWF.

Fotos: Holger Marohn
Koberg. Seit fast 40 Jahren kämpft WWF-Aktivist Thomas Neumann um die Wiedervernässung des Koberger Moores. Jetzt ist er am Ziel. Die Entwässerungsgräben des einzigen und damit auch letzten größeren atlantisch geprägten Hochmoors im Südosten Schleswig-Holsteins sind zugeschüttet. Und auch die Fließgeschwindigkeit der Bille ist durch Sohlgleiten, kleine Staustufen, so stark verringert, dass nur noch ein Bruchteil des gesammelten Regenwassers vergangener Tage abfließen kann. Die Macher von Kreis, Naturschutzverbänden und der Uni Hamburg hoffen nun, dass sich die Torfmoose ihr einstiges Revier möglichst schnell zurückholen. Bis sich aber neue mächtige Torfschichten aufbauen und so neues klimaschädliches Kohlendioxid beim Absterben der Moose gebunden wird, werden Jahrhunderte vergehen. Gerade einmal einen Millimeter wächst ein Moor pro Jahr.

25 Jahre lang hat der Kreis an dem Projekt gebastelt. Nun sind für 100.000 Euro Dämme gebaut und Gräben verschlossen worden - Geld, das zu 100 Prozent von der EU und aus dem Förderfonds Hamburg-Rand kommt. „Ich freue mich, dass nunmehr ein bedeutendes Naturschutzprojekt im Kreis endlich realisiert werden konnte“‚ sagte der Erste Kreisrat Norbert Brackmann nun bei der Abschlussbesichtigung vor Ort. Besonders lobte Brackmann die „breite Akzeptanz“ für das Projekt. Die Planung und Umsetzung habe immer in enger Abstimmung zwischen dem Kreis, den beteiligten und benachbarten Gemeinden, der Landwirtschaft, dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr und den Kreisforsten stattgefunden. So habe es bei einer Vorstellung in der Gemeindeversammlung in Koberg keine Gegenstimme gegeben. Besonders dankte Brackmann dem ehemaligen Leiter des Fachbereiches Umwelt, Dr. Carl-Heinz Schulz. Erst durch sein persönliches Engagement sei es möglich geworden, „dieses wichtige Naturschutzprojekt umzusetzen“.

Durch Trockenlegen und Abtorfung bis Mitte des letzten Jahrhunderts sind die Wasserstände heute so weit gefallen, dass das Moor zunehmend mineralisiert. Die Mineralisation führt zu einem Entweichen von klimaschädlichem Kohlendioxid in die Atmosphäre. Dieses soll durch die Aufstauungen zukünftig wieder im Moor gebunden werden. Bereits in den 80er Jahren hatte der WWF in Zusammenarbeit mit dem Kreisforst kleinere Wasseranstaumaßnahmen durchgeführt. Um diese für das Moor überlebenswichtigen Maßnahmen auszuweiten, war jedoch der Ankauf sämtlicher angrenzenden "nassen" Moorwiesen Voraussetzung, die sich noch nicht im Kreisbesitz befunden hatten. Das war mit Ausgleichsgeldern für den Eingriff in die Natur und das Landschaftsbild wie bei dem Bau von Windrädern oder Stromleitungen möglich. Diese sollen nun durch sich ansammelndes Regenwasser überflutet und der allgemeine Wasserstand auf den Flächen angehoben werden.
Ursprünglich entstanden ist das in den Gemeinden Koberg und Sirksfelde gelegene Koberger Moor vermutlich durch Biber. „Die Tiere haben wahrscheinlich vor Jahrtausenden die Bäche mit ihren Dämmen aufgestaut und auf den überfluteten Wiesen ihre Burgen gebaut“, sagt Thomas Neumann vom WWF. Im Bereich des Moores gefundene alte Biberskelette würden darauf hindeuten.

Jahrhunderte später hätten die Menschen begonnen, den Torf zu stechen, ihn zu trocknen und damit ihre Häuser zu heizen. Zuletzt seien es in den 60er Jahren und Anfang der 70er Jahre noch zwei Koberger Familien gewesen, erinnern sich Einheimische. Noch 1977 berichteten die LN über kontrovers diskutierte Pläne, Gräben um das Moor zu vertiefen und es so stärker zu entwässern.

Heute ist das Koberger Moor als FFH-Gebiet und als europäisches Vogelschutzgebiet „Waldgebiete in Lauenburg“ geschützt. Übergeordnete Ziele sind der Erhalt des Moorkörpers durch einen naturnäheren Wasserhaushalt und der Schutz von moortypischen Tier- und Pflanzenarten wie dem Kranich sowie dem Wollgras und dem Sonnentau.

Das Moor und der Klimaschutz
1,2 Tonnen Kohlendioxid können durch das Torfwachstum in Hochmooren pro Hektar und Jahr nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Moor und Torfkunde aufgenommen werden. Zum Vergleich: Ein Kompaktklassewagen stößt bei einer Jahresfahrleistung von 20.000 Kilometern zwischen zweieinhalb und drei Tonnen Kohlendioxid aus. Bei der Vernässung von neuen Flächen wird allerdings durch das Absterben von Pflanzen und deren Vergärung auch klimarelevantes Methan freigesetzt. Dieser Vorgang wird im Gegensatz zur CO2-Bindung allerdings nur als vorübergehend angesehen.

Von Holger Marohn, Lübecker Nachrichten

Wiedervernässung des Koberger Moores abgeschlossen
Koberg (pmi) -Die Arbeiten zur Wiedervernässung des Koberger Moores sind abgeschlossen. Erster Kreisrat Norbert Brackmann stellte Anfang der Woche gemeinsam mit Sabine Quentin, Mitarbeiterin in der unteren Naturschutzbehörde, und Beate Lezius von der Integrierten Naturschutzstation Mölln das Projekt der Öffentlichkeitvor.

„Ich freue mich, dass nunmehr ein bedeutendes Naturschutzprojekt im Kreis Herzogtum Lauenburg endlich realisiert werden konnte“, so Norbert Brackmann. „Bereits vor über 25 Jahren begannen nach einer Untersuchung der Universität Hamburg zur moorkundlichen Situation des Koberger Moores Überlegungen, dieses wieder zu vernässen. Nunmehr ist es uns gelungen, dieses Projekt abzuschließen. Und das Besondere daran ist die breite Akzeptanz für dieses Projekt. Die Planung und Umsetzung erfolgte immer in enger Abstimmung zwischen dem Kreis, den beteiligten und benachbarten Gemeinden, der Landwirtschaft, dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr und den Kreisforsten. In einer Gemeindeversammlung in Koberg wurde das Projekt vorgestellt und es gab keine Gegenstimme. Mein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang Dr. Carl-Heinz Schulz, bis Ende Oktober Leiter des Fachbereiches Umwelt in der Kreisverwaltung. Durch sein persönliches Engagement wurde es erst möglich, dieses wichtige Naturschutzprojekt umzusetzen. Danke sagen muss ich aber auch der Gemeinde Koberg für die Unterstützung dieses Projektes“, betonte Brackmann.

Dreiviertel des mehr als 100 Hektar umfassenden Gebietes stehen im Eigentum des Kreises, die angrenzenden Wiesenflächen hat der Kreis mit Ausgleichsmitteln erworben. Die Finanzierung der rund 100.000 Euro Projektkosten erfolge aus Fördergeldern des Förderfonds Hamburg-Rand und mit europäischen Fördergeldern.

Das Koberger Moor liegt in den Gemeinden Koberg und Sirksfelde im Nordkreis. Es ist das einzige größere atlantisch geprägte Hochmoor im Südosten Schleswig-Holsteins. Der Moorkörper im zentralen Bereich hat eine Mächtigkeit von bis zu sieben Meter. Im westlichen Teil befindet sich der Kernbereich des uhrglasförmig gewölbten Hochmoores. Heute ist das Koberger Moor als FFH-Gebiet und als europäisches Vogelschutzgebiet Waldgebiete in Lauenburg geschützt. Übergeordnete Ziele sind der Erhalt des Moorkörpers durch einen naturnäheren Wasserhaushalt und der Schutz von moortypischen Tier- und Pflanzenarten wie zum Beispiel dem Kranich sowie dem Wollgras und dem Sonnentau.

Durch Trockenlegen und Abtorfung in der Mitte des letzten Jahrhunderts sind die Wasserstände heute so weit gefallen, dass das Moor zunehmend mineralisiert. Die Mineralisation führt zu einem Entweichen von klimaschädlichen CO2 in die Atmosphäre. Zukünftig wird das CO2 im Moor gebunden.

Der WWF in Zusammenarbeit mit dem Kreisforst haben bereits in den 1980er Jahren kleinere Wasseranstaumaßnahmen durchgeführt. Voraussetzung für weitere Maßnahmen war der Ankauf der angrenzenden „nassen“ Moorwiesen, um einen Wasserstandsanhebung auch in den angrenzenden Flächen zu erreichen.

Nach eingehender Planungs- und Abstimmungsphase hat in diesem Herbst eine großflächige Wiedervernässung des Moores begonnen. Der Verschluss der Entwässerungsgräben soll das Torfmooswachstum und damit die Festlegung von Kohlenstoff im Moor wiederbeleben. Alle Gräben und Grüppen wurden mehrfach mit anstehendem Torfboden verschlossen. Im Bereich eines größeren Grabens wurden Spundwände gezogen, um auch hier einen sicheren Verschluss herzustellen.

Ziel ist es, das Niederschlagswasser im Moor zu halten, um der Austrocknung und Mineralisation entgegenzuwirken. Moore können nur durch Wassersättigung des organischen Bodens (Torf) erhalten werden. Planung und Bauleitung erfolgte durch das Planungsbüro BWS, Hamburg.

Die Ausführung wurde durch Fa. Davids Tief- und Umweltbau, Nehms in enger Abstimmung mit dem zuständigen Revierförster Jan Stäcker umgesetzt. Die Maßnahme wurde mit Fachwissen und Erfahrungen im Moorschutz durch die Integrierte Station Mölln (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume) Beate Lezius unterstützt.

Wochenend-Anzeiger, 20. Dezember 2014
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